Wahl des Hintergrundes

Wahl des Hintergrundes

Die letzten Beiträge drehten sich um die Lichtsetzung in der Portraitfotografie. Heute möchte ich auf ein anderes wichtiges Element in der Personen- oder auch in der Objektfotografie eingehen: die Wahl des Hintergrundes!

Verschiedene Hintergründe können die Bildsprache beruhigen, nervös machen, aggressive oder passive Anmutungen und viele mehr produzieren. Eine Frage, die sich daher schon sehr früh stellen sollte, ist was das Bild letztendlich aussagen soll. Dreht es sich rein um die portraitierte Person, losgelöst von ihrem Kontext, sollte der Hintergrund nicht von der Personen ablenken. Oder hilft das Umfeld/der Hintergrund dem Bildverständnis? Ihr seht – die Wahl des Hintergrundes kann ein Bild also sehr stark verändern.

Herangehensweise

Ein sehr einfacher Weg on location sich verschiedene Hintergründe zu erarbeiten, ist zuerst den Ort für euer Modell zu suchen, wo das Licht euren Vorstellungen entspricht. Dann wechselt ihr zu einer langen Brennweite und bewegt euch langsam um euer Modell herum. Die lange Brennweite sorgt dafür, dass ihr immer nur einen kleinen Hintergrundausschnitt extrahiert, wodurch sich an einer einzelnen Location eine Vielzahl möglicher Hintergründe ergeben!

Im obigen Beispiel habe ich mein Modell gebeten, sich unter einem Durchgang zu positionieren, habe ein 200mm-Objektiv (FF) gewählt und habe sich ca. 90° umrundet. Beim Bild ganz links lag der Hintergrund im Schatten des Durchgangs, wodurch dieser sehr dunkel im Vergleich zum Vordergrund wiedergegeben wurde. Im mittleren Bild war der Hintergrund der hintere Ausgang des Durchgangs und somit sehr ähnlich in der Helligkeit zum Vordergrund. Im rechten Bild schließlich setzte ich das grüne Blattwerk eines entfernten Baumes in den Hintergrund, was wiederum eine ganz andere Stimmung ergab.

Ton in Ton oder kontrastierend

Sehr häufig findet man zwei grobe Herangehensweisen bzgl. der Hintergrundwahl: Entweder soll der Hintergrund möglichst stark zum Motiv kontrastieren oder – genau umgekehrt – soll der Hintergrund die Farbe/Helligkeit des Motivs darstellen. Sehr oft sieht man die kontrastierende Variante, die das Motiv enorm plastisch vor die kontrastierende Fläche setzt. Ich selbst bevorzuge meist die zweite Herangehensweise, so dass ich den Hintergrund meinem Motiv eher anpasse. Da unsere Wahrnehmung stark von Kontrasten gesteuert ist, suchen wir zunächst die stärksten Kontraste im Bild, also die Stellen, die wir schnell und problemlos erfassen können. Bei einer Person mit weißer Kleidung vor weißem Hintergrund kontrastiert der Hautton und die Haare am stärksten – dort landet unser Augenmerk!

Umgekehrt funktioniert das natürlich auch: dunkle Kleidung und dunkler Hintergrund bei einem klassischen Lowkeyportrait, rote Haare und roter Hintergrund oder bei einer Hochzeit on location eine Holzwand, die der Farbe des Hochzeitsanzugs ähnelte:

Diese Herangehensweise darf man jedoch nicht in Stein meißeln. Manchmal denkt man “genau so wird es am besten sein”, doch meistens ist ausprobieren angesagt. Fotografiert ihr im Studio, schaltet den Hintergrundblitz einfach einmal aus, fotografiert ihr draußen, sucht euch einen dunkleren Hintergrund – inzwischen kann ich die WIrkungen recht gut einschätzen, liege aber dennoch immer mal wieder daneben. Oft ergeben sich einfach komplett unterschiedliche Bildwirkungen. Im unteren Beispiel machte ich ganze zwei Schritte nach rechts, den dunkleren Hintergrund zu erhalten…

Wenn man nun jedoch überhaupt keinen ruhigen Hintergrund für seine Portraitfotografie on location findet, hilft oft schon einfacher Aufheller oder ein Stückchen Stoff. Im folgenden Beispiel seht ihr links das Portrait mit Fensterlicht vor einem unruhigen Hintergrund. Dann stellte ich meinen ovalen Pop-up-Aufheller direkt hinter mein Modell und – schwupps – hatte ich einen neutralen, ruhigen Hintergrund wie im Studio. Daher wiederhole ich mal die Aussage aus meinem letzten Beitrag: Diese Faltreflektoren sind Gold wert… 🙂

Probiert doch bei eurem nächsten Portraitshooting einfach mal unterschiedliche Hintergründe aus – ihr werdet überrascht sein, wie unterschiedlich die Ergebnisse sein werden!

Solltet ihr Interesse an einem meiner Portrait-Workshops haben, schaut doch z.B. bei meinen Kursen für die FUJIFILM School nach!

Viel Spaß beim Ausprobieren und sollten Fragen kommen, schießt jederzeit los!
Martin

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