Fensterlicht 11

Fensterlicht in der Portraitfotografie

Der Einstieg in die Portraitfotografie kann auf vielen Ebenen herausfordernd sein: Die Kameratechnik muss unter Kontrolle sein, das Modell möchte angeleitet werden, der Hintergrund muss passen, die Pose, die Mimik, die Kleidung, das Licht… Und bei all dem soll man noch Selbstsicherheit ausstrahlen, denn ohne diese fühlt sich auch das Modell unsicher und das wiederum zeigt sich in den Bildern… Daher empfiehlt es sich besonders am Anfang, vieles erst mal so einfach wie möglich anzugehen. Was das Licht angeht, ist Fensternlicht in dieser Hinsicht kaum zu schlagen.

Frontales Fensterlicht

Am einfachsten ist es, sich ein möglichst großes Fenster zu suchen, durch das zunächst einmal kein direktes Sonnenlicht fällt. Je größer das Fenster, desto einfacher ist es anfangs. Der wohl einfachste Aufbau ist, sich als Fotograf mit dem Rücken zum Fenster zu positionieren und euer Modell zu euch schauen zu lassen. Das Resultat ist ein sehr flaches, gleichmäßiges Licht, das in der Intensität nachlässt, je weiter man sich vom Fenster entfernt. Dadurch ändert sich aber auch die Lichtrichtung, zuerst wird sie flacher, dann überwiegt das vom Boden reflektierte Licht, d.h. versucht am Anfang in der Nähe des Festers zu bleiben. Gleichmäßiges Licht und große Lichtreflexe in den Augen – einfacher geht es kaum, schöne Portraits auszuleuchten!

Sorgt ihr für einen einfachen weißen Hintergrund, z.B. die weiße Seite eines Pop-up-Reflektors oder ein weißes Laken o.ä., dann erhaltet ihr gleich Portraits, die Studiocharakter haben! Je näher der Hintergrund am Modell, desto heller wird er – d.h. über den Abstand könnt ihr problemlos die Hintergrundhelligkeit regulieren.

Diffuses Licht bei Sonnenschein

Habt ihr doch nur direktes Sonnenlicht im Fenster, führt das schnell zu zusammen gekniffenen oder angespannten Augen, Glanzstellen in der Haut und harten Kontrasten. In diesem Fall könnt ihr einfach ein halbtransparentes Stück Stoff in Fenster klemmen – Gardinenstoff gibt es günstig als Meterware, ein altes Laken, ein 5,-€-Duschvorhang eines bekannten skandinavischen Möbelhauses… all das funktioniert und all das und mehr habe ich genau zu diesem Zweck schon eingesetzt.

Variationsmöglichkeiten

Nun kann man natürlich mit dem Winkel spielen, wie das Modell zum Licht gedreht wird, welchen Winkel ihr zum Fenster einnehmt, den Abstand zum Fenster variiert, verschiedene Ausschnitte fotografiert usw. Praktisch endlose Möglichkeiten!

Weitere Lichtformung

Natürlich kann man auch bei direktem Sonnenschein ohne Diffusor mit Fensterlicht arbeiten. Bei dem dadurch erhöhten Kontrast können allerdings zusätzliche Aufheller sehr nützlich sein.

Wenn ihr also in die Portraitfotografie einsteigen möchtet, tut dies am einfachsten erstmal mit Fensterlicht. Das geht praktisch in jedem Zimmer, ihr könnt euch vorbereiten, Requisiten richten und entweder ihr oder das Modell befindet sich in ihrem gewohnten Umfeld – diese Sicherheit ist gerade am Anfang wirklich nicht zu unterschätzen.

Wenn ihr mehr Inspiration für eure Portraits sucht, sucht doch hier im Blog mal nach meinem Portrait-Projekt – dort beschreibe ich die einzelnen Aufnahmen alle mit Beleuchtungsskizzen. Und solltet ihr Interesse an einem meiner Portrait-Workshops haben, schaut doch z.B. bei meinen Kursen für die FUJIFILM School nach!

In Zukunft werde ich weitere Artikel zum Thema Licht in der Portraitfotografie hier online stellen. Wenn ihr Fragen oder Wünsche haben solltet, stellt diese gerne in den Kommentaren oder den dazu gehörigen Facebook-Posts!
Martin

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