Emilia und Elias Cover

Emilia und Elias im Studio

Nach den letzten Beiträgen über die Filmsimulationen von Fujifilm möchte ich heute mal wieder etwas aus der Studiofotografie zeigen! Im Zuge meines Portrait-Projektes fotografierte ich zunächst Emilia und dann später auch ihren Freund Elias. Diese zweite Shooting verbanden wir dann noch mit einer Portraitserie von Emilia und Elias im Studio.

Wie ihr im Shooting mit Elias vielleicht schon gesehen habt, bewegte ich mich in sehr dunklen Tönen. Für die Bilder von beiden zusammen wollte ich aber eher helle Aufnahmen und entschloss mich daher für ein klassisches Studio-Setup: Den Hintergrund bildete eine weiße Papierrolle, so dass keine Ecke zwischen Boden und Wand entstand. Zum Schutz dieser und vor allem aber auch, um einen leichten Reflex in den Boden zu bekommen, legte ich eine weiße MDF-Platte (letztendlich eine Schrankrückwand aus dem Baumarkt) darauf und bat Elias und Emilia sich darauf zu positionieren. Den Hintergrund leuchtete ein an der Decke über den beiden montierter Blitz aus, das Hauptlicht bildete eine 90cm große Deep Octa, die leicht links der Kamera und über Kopfhöhe aufgebaut wurde. Um besonders den Kantenkontrast zu verstärken, stellte ich noch je einen Lichtschlucker links und rechts der Modelle auf, fertig! 🙂

Der in meinen Augen häufigste Fehler bei solchen Aufnahmen ist, dass der Hintergrund zu viel Licht abbekommt. Klar, er soll weiß sein, aber eine weiße Papierrolle ist korrekt belichtet weiß und sie bleibt auch 5 Blendenstufen überbelichtet weiß. Was also ist zu beachten? Das für mich Entscheidende ist nicht unbedingt, wie die Belichtung auf dem Hintergrund selbst ist, als vielmehr wie viel Licht dieser zurück zu den Modellen reflektiert!

Vorgehen

Nachdem ich alles aufgebaut habe, schalte ich nur den Blitz für den Hintergrund ein und messe die Blitzbelichtung direkt auf dem Hintergrund. Korrekt belichtet wird er also weiß sein und somit ist die hier gemessene Blende meine Maximalblende. Jetzt gehe ich dorthin, wo meine Modelle stehen werden und messe die Belichtung nochmals so, dass ich den Belichtungsmesser in Richtung Hintergrund ziele. Dadurch erhalte ich die Lichtmenge, die vom Hintergrund auf meine Modelle reflektiert wird. Danach ist das Hauptlicht dran: Mit dem Hauptlicht dürft ihr die für den Hintergrund gemessene Blende nicht überschreiten, da dieser sonst grau wird. Bsp.: Hintergrund Blende 8, von vorne Blende 11. Mit Blende 11 fotografiert, ist der Hintergrund eine Blendenstufe zu dunkel, also hellgrau. Eine kleinere Zahl als die für den Hintergrund dürft ihr gerne einstellen, denn weißer als weiß kann der Hintergrund ja nicht werden. ABER: Hier kommt jetzt unser zweiter gemessener Wert ins Spiel, das Gegenlicht auf den Modellen. Achtet darauf, dass das Gegenlicht nicht mehr als 1-2 Blenden heller ist, als euer Hauptlicht – meine Grenze sind 1 1/3 Blendenstufen. Habt ihr noch mehr Gegenlicht, resultiert das in überstrahlten Bilder, in denen Konturen verloren gehen und der Kontrast nachlässt. Verwirrt? Hier mal drei Beispielszenarien:

Beispielwerte

1.
Belichtungsmesser am Hintergrund in Richtung Hintergrundleuchte: Blende 11
Belichtungsmesser am Modell in Richtung Hintergrund: Blende 8
Belichtungsmesser am Modell in Richtung Hauptlicht: Blende 2.8
Resultat: Wir haben drei Blendenstufen mehr Licht von Hinten auf unserem Modell als von vorne (8 / 5.6 / 4 / 2.8) – Kontrastverlust, keine sauberen Konturen mehr.

2.
Belichtungsmesser am Hintergrund in Richtung Hintergrundleuchte: Blende 11
Belichtungsmesser am Modell in Richtung Hintergrund: Blende 8
Belichtungsmesser am Modell in Richtung Hauptlicht: Blende 16
Resultat: Wir haben eine Blendenstufe mehr Licht auf unserem Modell als auf dem Hintergrund (11 / 16) – der Hintergrund hat einen Grauschleier.

3.
Belichtungsmesser am Hintergrund in Richtung Hintergrundleuchte: Blende 11
Belichtungsmesser am Modell in Richtung Hintergrund: Blende 8
Belichtungsmesser am Modell in Richtung Hauptlicht: Blende 5.6
Resultat: Wir haben zwei Blendenstufen weniger Licht auf dem Modell als auf dem Hintergrund, dieser ist also strahlend weiß. Außerdem haben wir auf dem Modell eine Blendenstufe weniger Licht von vorn als von hinten (8 / 5.6) – wir behalten eine saubere Trennung des Modells vom Hintergrund.

Bei diesen Beispielen wird vermutlich klar, dass hier ein großes Studio wirklich hilft. Je weiter der Hintergrund vom Modell entfernt ist, desto weniger Probleme hat man in dieser Richtung. In kleinen Räumen sieht das schon anders aus…

Alternativen

Wem das alles zu viel “Gemesse” ist, der kann natürlich auch einen einfacheren Weg einschlagen und vom Highkey zum Middlekey umschwenken. D.h. wir werden den Hintergrund nun nicht mehr rein weiß sondern grau darstellen. Beim Shooting mit Emilia und Elias habe ich genau das als zweites Setup getan: Ich habe lediglich das Licht für den Hintergrund ausgeschaltet und habe die Position des Hauptlichtes angepasst (etwas nach rechts verschoben), sonst wurde nichts verändert. Dabei heraus kamen folgende Bilder:

Hier spielt natürlich auch wieder die Größe des Studios eine wichtige Rolle. Je kleiner der Raum ist, desto mehr Licht wird von eurem Hauptlicht auf den Hintergrund fallen, mit anderen Worten, desto heller wird dieser werden. In kleinen Räumen kann man sich hierbei aber den Lichtabfall im Quadrat zu Nutze machen: Je näher ihr mit eurer Lichtquelle an euer Modell herangeht, desto schneller fällt auch die Lichtleistung ab. Bei den obigen Bildern war mir der Grauton des (eigentlich weißen) Hintergrundes einen Touch zu nahe am Hautton der beiden. Daher schob ich mein Hauptlicht einfach etwas näher an die beiden heran und schloss die Blende ein wenig, um den nun verringerten Abstand zu kompensieren.

Hier seht ihr das Setup für die Highkey-Bilder vom Anfang. Für die Middlekey-Bilder wurde wie gesagt lediglich der Blitz für den Hintergrund ausgeschaltet und das Hauptlicht nach rechts verschoben.

Übrigens: Für diese Bilder kam die Acros-Filmsimulation mit Grünfilter von FUJIFILM (in meiner X-T3) zum Einsatz. Die finale Raw-Konvertierung habe ich schließlich in Capture One durchgeführt…
Vielen Dank an die beiden, es ist immer sehr angenehm, mit euch zu arbeiten!
Martin

Teilen:

Leave a Comment