Belichtung - Grundlagen der Fotografie

Die Belichtung – Grundlagen der Fotografie

Die Grundpfeiler der Fotografie

Bei all den technologisch so hochgerüsteten neuen Kameramodellen vergisst man recht schnell jedoch, dass eine Kamera letztendlich nur eines können sollte: die Belichtung nach unseren Wünschen korrekt einzustellen. D.h. ein Grundverständnis dafür, welche Einstellmöglichkeiten an einer Kamera die Helligkeit unseres Fotos beeinflussen, ist das Wichtigste, was Fotobegeisterte sich aneignen sollten! Das gute ist, dass das sehr einfach ist… Denn es gibt gerade mal drei (3!) Faktoren, die unsere Belichtung steuern – mehr nicht!

Diese drei Faktoren heißen Verschlusszeit (aka Belichtungszeit), Blende und ISO-Empfindlichkeit. Vereinfacht kann man zusammenfassen, dass

  • die Verschlusszeit bestimmt, wie lange Licht in die Kamera gelassen wird,
  • die Blende bestimmt, wie viel Licht in die Kamera gelassen wird und
  • die ISO-Empfindlichkeit bestimmt, wie viel Licht die Kamera überhaupt für eine korrekte Belichtung benötigt.

Die Verschlusszeit

In Spiegelreflexkameras und heutigen spiegellosen Systemkameras ist genau wie zu analogen Zeiten ein sogenannter Verschluss verbaut. Ein Rollladensystem, dass zunächst geschlossen ist und sich mit Drücken des Auslösers öffnet und somit Licht auf den Sensor/den Film fallen lässt. Dabei öffnet sich ein Rollladenvorhang von oben nach unten und am Ende der Belichtung fährt ein zweiter Vorhang ebenfalls von oben nach unten und schließt die Öffnung wieder. Wer sich noch an analoge Kameras erinnern kann, bei denen man den Film nach jeder Aufnahme weiterkurbeln musste – während diesem Schritt hat man auch gleichzeitig die beiden Verschlussvorhänge wieder in ihre Ausgangsposition gebracht. Bei spiegellosen Systemkameras ist dies etwas komplizierter, da hier der Verschluss von Anfang an offen sein muss, denn sonst würden wir nichts sehen, das Prinzip ist aber das gleiche. Wichtig ist mir hierbei, dass klar wird: Rollladen zu, kein Licht auf den Sensor. Auslöser wird gedrückt, erster Vorhang öffnet sich und lässt Licht hinein und am Ende der Belichtung verschließt ein zweiter Vorhang den Sensor wieder. Wie lange Licht dabei auf den Sensor trifft, nennt sich Verschlusszeit oder auch Belichtungszeit. Hierbei ist wohl recht einleuchtend, dass je länger wir Licht in die Kamera fließen lassen, das Bild immer heller und heller wird.

Wer es sich lieber animiert ansehen möchte, findet auf Youtube viele Filmchen, die den Verschluss zeigen oder auf der Wikipedia-Seite zum sogenannten “Schlitzverschluss” (dazu später mehr) eine einfache Animation:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlitzverschluss#/media/Datei:SchlitzVerschluss_Ani.gif

Die Blende

Die Blende hat streng genommen nichts mit der Kamera zu tun, auch wenn sie heute meist von ihr gesteuert wird. Der Einfachheit halber kann man die Blende mit der Iris im Auge vergleichen. Bei hellen Umgebungsbedingungen zieht sie sich zusammen und lässt somit weniger Licht hindurch. Gehen wir hingegen aus der Sonne z.B. in einen Innenraum, öffnet sie sich wieder, um mehr Licht durch die nun größere Öffnung hindurchzulassen. Die Blende steuert also, wie groß die wirklich messbare Öffnung in unseren Objektiven ist – ist sie groß, gelangt viel Licht auf’s Mal in die Kamera, ist die Öffnung nur ein winziges Nadelör, gelangt sehr wenig Licht hindurch.

Die ISO-Empfindlichkeit

Die Empfindlichkeit unseres Kamerasensors gibt schließlich vor, wie viel Licht überhaupt für eine korrekte Belichtung benötigt wird. Während wir zu analogen Zeiten die Filmempfindlichkeit rein über das Einlegen eines entsprechenden Filmes ändern konnten, erlauben uns heutige Digitalkameras für jede Aufnahme einen anderen ISO-Wert zu wählen! Wie nützlich dies im Alltag ist, kann man gar nicht genug unterstreichen…

Ein Vergleich aus dem Alltag

Jetzt haben wir den technischen Hintergrund kurz umrissen, jedoch vermutlich bei vielen erstmal für mehr Verwirrung als Klärung gesorgt. Daher möchte ich ein Beispiel aus dem Alltag heranziehen, das wir alle kennen: Wir füllen ein Glas mit Leitungswasser. Hierbei ist meist das Ziel, das Glas wirklich voll zu bekommen. Das Gleiche gilt für unsere Belichtung – stellen wir uns vor, dass wir den Sensor “voll mit Licht” bekommen müssen.

Wie lange wir das Wasser dafür laufen lassen müssen, entspricht unserer Belichtungszeit. Vereinfacht: Wie lange dauert es, bis das “Gefäß” gefüllt ist?
Drehe ich den Wasserhahn nun bis zum Anschlag auf, ist das Glas ruckzuck voll, ich muss also nur kurz laufen lassen. Öffne ich die Blende also sehr weit, so dass viel Licht durch die große Öffnung fällt, kommt auch sehr schnell viel Licht in der Kamera an – ich kann eine kurze Verschlusszeit realisieren. Vereinfacht: Wie viel lasse ich auf’s Mal in das “Gefäß”?
Der dritte Wert, die ISO-Empfindlichkeit, entspricht in unserem Wasserglas-Beispiel der Glasgröße: Ein Schnapsgläschen ist schneller gefüllt, als ein 5-Liter-Eimer. Je höher wir den ISO-Wert in der Kamera setzen, desto weniger Licht braucht der Sensor – desto kleiner ist das Glas, das wir füllen möchten. Vereinfacht: Wie viel passt ins “Gefäß”?

Halten wir uns dieses Alltagsbeispiel vor Augen, wird klar, dass sich unsere drei Einstellmöglichkeiten gegenseitig bedingen:
Ist das Gefäß klein, ist es auch schnell gefüllt. (Ist der ISO-Wert hoch, kann ich kürzer belichten.)
Lasse ich wenig Wasser auf’s Mal ins Glas, muss ich das Wasser lange laufen lassen. (Ist die Blende weit geschlossen, muss ich länger belichten.)

Mit einem Grundverständnis dafür, wie diese drei Einstellungen zusammen arbeiten, kann ich letztendlich jede Kamera bedienen, die mir in die Hände fällt. Egal ob topmodernes Hightech-Gerät oder ein Holzkasten aus den 1880er-Jahren (die Größe des Bohrlochs im Holzkasten ist die Blende und wie lange ich den Hut vor dieser Öffnung wegnehme um Licht hineinzulassen, ist die Verschlusszeit – das einglegte Filmmaterial bestimmt die ISO-Empfindlichkeit)… Fotografie kann so einfach sein! 😉

In einem der nächsten Blogs schauen wir uns diese drei Einstellungen genauer an. Schaut also wieder rein – denn es werden im Blog jetzt zunehmend auch Inhalte mit technischen Grundlagen erscheinen!

 

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