Landschaftsfotografie: Ein Abend auf dem Schauinsland

Wer sich auf meiner Website oder meinen Auftritten bei Instagram und Facebook etwas umschaut, stellt schnell fest, dass ich viele Aufnahmen aus allen möglichen Ländern, jedoch recht wenige aus Deutschland habe. Leider fasziniert mich das Rauhe, Karge, teils Wilde und Spektakuläre am meisten und das finde ich in der doch recht lieblichen Region des südlichen Schwarzwaldes (wo ich wohne) eher weniger. Dennoch zieht es mich von Zeit zu Zeit auch mal in heimischen Gefilden raus in die Landschaft – sei es, um neue Techniken oder Equipment auszuprobieren oder auch einfach nur, um mal wieder eine Ausrede zu haben, in die Natur zu flüchten…
So war es auch eines Abends letzten Sommer, an dem der Wetterbericht vielversprechend aussah, um einen schönen Sonnenuntergang und später eventuell sogar die Milchstraße mitzunehmen. Zu Sonnenuntergang sollte es noch leicht bewölkt sein, was dem Himmel eine schöne Farbe verpassen sollte und danach sollte es aufklaren, so dass wir freie Sicht auf das galaktische Zentrum der Milchstraße hätten – klang nach Plan. Also packte ich mein Landschaftskit mit Polarisations- und Verlaufsfiltern, einen Pulli und die Stirnlampe für die späteren Milchstraßenfotos und machte mich auf in Richtung den Wetterbuchen auf dem Schauinsland, Freiburgs Hausberg.
Der erste Plan – die Wetterbuchen – gingen leider gleich schief, da die, die ich geplant hatte, großräumig umzäumt waren. Da die Sonne allerdings schon recht nieder stand, war etwas Hektik angesagt, um doch noch einen Spot für den Sonnenuntergang zu finden. Letztendlich bin ich den nächstbesten Hügel hochgerannt und habe nach irgendeinem einem Vordergrund gesucht. Glücklich war ich nicht, aber besser als nichts…

[vc_row padding_top=”0px” padding_bottom=”0px”][vc_column fade_animation_offset=”45px” width=”1/1″]Der Kontrastumfang war noch sehr hoch, so dass ich für die obigen Aufnahmen einen starken Grauverlaufsfilter nutzen musste:

Sonnenuntergang war durch und den sogenannten Afterglow und die Blaue Stunde wollte ich etwas unterhalb des Gipfels, auf der Holzschlägermatte fotografieren. Hier macht die Straße einen weiten Bogen, leuchtet ein Restaurant im Halbdunkel, findet man Windräder und einzelne Häuser, die sich in die Hänge des Schwarzwaldes schmiegen – diese Location war dann doch eher nach meinem Geschmack!

Die dünnen Wolken hangen nur im Westen, über dem Schwarzwald (hinter mir) war keine Wolke am Himmel. Was mich auf der einen Seite sehr für die Milchstraßenfotos später freute, auf der anderen Seite aber auch den Einsatz eines 0,9 Grauverlaufsfilters (medium) nötig machte. Wenn man über sich auch noch Wolken hat, reflektieren diese oft ein wenig Licht zurück in die dunklen Bereiche, so dass dann oft nur ein schwacher oder gar kein Verlaufsfilter nötig ist – dieses Mal war dem nicht so… Anfangs ging ich sogar noch den Weg über eine Belichtungsreihe, da selbst der Filter die Helligkeitsunterschiede nicht ganz in den Griff bekam.
Als die Resthelligkeit dann schließlich weit genug abgenommen hatte, fuhr ich wieder hinauf auf den Gipfel, um möglichst wenig Lichtverschmutzung in südlicher Richtung zu haben, so dass die Milchstraße gut zu sehen sein sollte.
Für die Vorplanung nutzte ich wie immer die App Photopills, die mir genau anzeigte, in welcher Richtung und welcher Höhe ich mit dem galaktischen Zentrum, also dem farbigen Kern der Milchstraße rechnen konnte.

Die Lichtverschmutzung war selbst hier oben doch stärker als ich erwartet hatte. Eine andere Schwierigkeit stellte sich mir allerdings in anderer Form. Ich fotografierte zum ersten Mal mit der Fuji X-T3 und dem 10-24/4.0 Ultraweitwinkelobjektiv. Dass eine Offenblende von 4.0 nicht ideal für die Milchstraßenfotografie ist, ist mir klar, aber dass der Unterschied so gewaltig wäre, war mir leider auch nicht klar. Um genug Helligkeit einzufangen, ohne dass sich die Sterne bewegten, musste ich die ISO-Empfindlichkeit bis an die für mich erträglichen Grenzen treiben. Was für mich allerdings eine gänzlich neue Schwierigkeit war, war die des Fokussierens! Bislang habe ich auf einen Stern oder ein weit entferntes Kunstlicht gezielt und so lange manuell fokussiert, bis die Lichtquelle möglichst klein erschien. Durch Blende 4.0 kam allerdings so wenig Licht im Sucher an, so dass dies eigentlich nicht möglich war. Hierfür muss ich mir noch einen Workaround überlegen oder mir einfach wieder eine extra Linse für die Sternenfotografie mit manuellem Fokus anschaffen. Hier hatte sich das Samyang 12mm/2.0 bisher bewährt, allerdings hatte ich es verkauft, als das 10-24er zu mir wechselte… Ich werde vermutlich noch ein paar verschiedene Objektive, wie z.B. auch das Fuji 16/1.4er testen müssen! Danach werde ich berichten…

Martin

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Comments

  1. Servus Martin!
    Welche ISO hast du für die Milchstraße genutzt? Ich hab zum ersten Mal Stacking ausprobiert – das war wirklich ein riesiger Unterschied!
    Können ja das nächste Mal zusammen eine Abend- und Milchstraßen-Session angehen, wenn du willst 😉
    LG Niklas

    1. Author

      Hi Niklas, ich war dort oben bei 6400 und bin kurzzeitig sogar auf 10.000 hoch, wenn ich mich recht erinnere… Bei 3200 muss man schon ordentlich aufhellen. Daher werde ich für diese Art von Aufnahmen wohl wieder zum Samyang oder Laowa wechseln. Mal sehen… Viele Grüße!

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