Landschaftsfotografie am Kaiserstuhl

Nachdem die Coronaauflagen etwas gelockert wurden, bin ich mit einem Freund mal wieder in der heimischem Umgebung zu einem Fotospaziergang aufgebrochen. Simon wohnt am Kaiserstuhl, wo er sich dementsprechend gut auskennt und somit heftete ich mich an seine Fersen als er zwei Locations für uns ansteuerte. Für nicht in Südbaden ansässige Leser: Der Kaiserstuhl ist ein Vulkan in der Oberrheinebene, der im Tertiär gebildet wurde. Wegen seines auf der einen Seite sedimentären und auf der anderen Seite vulkanischen Teils (u.a.) wurde er 2006 als eines der bedeutendsten nationalen Geotope Deutschlands ausgezeichnet. Aber zurück zur Landschaftsfotografie am Kaiserstuhl und unserem Fotoabend!

Simon und ich trafen uns über Bickensohl am Bitzenberg am späten Nachmittag, um zu unserer ersten Location zu laufen. So schön der Kaiserstuhl nämlich ist, oft ist es hier nicht einfach, Vordergründe zu finden. Simon hatte eine Bank im Kopf, die einen schönen Blick nach Westen über die Rheinebene bis hinüber zu den Vogesen bot. Nach dem kurzen Spaziergang angekommen, stand die Sonne bereits schön flach für Übersichtsaufnahmen, aber wir wollten bis Sonnenuntergang hier bleiben, um eine ganz bestimmte Ansicht mit Sonne im Bild zu fotografieren. Bis dahin vertrieb ich mir die Zeit mit Übersichten und einem längst überfälligen Wiedersehen mit Simon…

Noch war der Himmel sehr hell, so dass ich für diese Aufnahmen bereits zu einem Grauverlaufsfilter (0,9 Medium) griff, um die Belichtung des Himmels und die des Bodens übereinzubringen. Das flach einfallende Seitenlicht zeichnete schön die Ausläufer des Kaiserstuhls nach und beleuchtete die Rebterrassen!

Als die Sonne sich dann langsam den Vogesenkämmen näherte, bezogen wir Stellung für das “Bankmotiv”. Schön unter einem Baum gelegen blickt sie über die Rheinebene – den Baum selbst jedoch nutzte ich auch für weitere Vordergründe, bis die Sonne nur noch halb über den Vogesen zu erkennen war:

Für die obige Aufname mit der Sonne im Bild war noch immer ein Grauverlaufsfilter (1,2 Medium) inkl. einer Belichtungsreihe nötig, um den Kontrast einigermaßen abzubilden. Der leichte Wind machte die Verarbeit der sich bewegenden Äste nicht ganz einfach, bin aber nicht 100%ig zufrieden mit dem Ergebnis. Muss einfach nochmals hin… 🙂
Als die Sonne schließlich hinter den Vogesen verschwunden war, machte ich eine letzte Aufnahme vom sogenannten Afterglow – also der Zeit, wenn die Sonne die Landschaft nicht mehr direkt anstrahlt, sondern nur noch den Himmel/die Wolken farbig beleuchtet.

Simon wollte mir aber noch eine weitere Location zeigen und somit fuhren wir im Dämmerlicht hinüber nach Jechtingen, wo wir eine mitten in den Reben stehende Kapelle noch nachts fotografieren wollten. Die kleine Kapelle liegt wirklich wunderschön an einer Dreiecksgabelung von Rebwegen. Da Simon noch nie Sterne fotografierte, namen wir uns Startrails vor – zuvor wollte ich jedoch noch eine Aufnahme mit scharfen Sternen und nutzte die Gelegenheit als Simon seine Kameraeinstellungen mit seiner Stirnlapme überprüfte für ein spontanes Lightpainting! Ich nutzte das Fujinon 10-14/4 offenglendig, um möglichst viele Sterne ins Bild zu bekommen; 10mm an der Fujifilm X-T3 entsprechen 15mm am Vollformat. Die 500er-Regel angewandt, kam ich so also auf 500/15 = 33s maximale Belichtungszeit, weshalb ich mit 30s fotografierte. Für sehr große Abzüge rate ich zu einer kürzeren Verschlusszeit als die 500er-Regel ergibt, aber für diesen Abend reichte mir dies.

Für die eigentliche Startrail-Aufnahme suchte ich mir einen Blickwinkel, so dass der Nordstern rechts oben im Bild saß und die Kapelle links darunter. Dadurch erhielt ich zwei Points of Interest im Bild: die Kapelle und die um den Polarstern konzentrisch kreisenden Sternelinien. Für diese Aufnahme belichtete ich 23min und nochmals weitere 9min, in der ich Teile der Kapelle per Lightpainting “anmalte”. Kombiniert wurden diese beiden Bilder dann in Photoshop:

Rundherum wieder einmal ein schöner Abend in guter Gesellschaft an der frischen Luft und am Fotografieren. Ich liebe meinen Beruf… 🙂
Martin

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