Im Zuge einer Konferenz begleitete ich meine Frau an die Universität Mulhouse, wo ich mich auch mal an der doch sehr brutalen Architektur der Hochschule fotografisch versuchen wollte. Mit „brutaler“ Architektur meine ich übrigens die Baumform aus größtenteils Sichtbeton, die im englischen zumindest als „brutalism“ bezeichnet wird. Eines vorneweg: schön im herkömmlichen Sinne ist das nicht. Umso spannender natürlich für mich zu sehen, ob ich etwas Annehmbares zustande bekommen würde…
Fotografisch beschränkte ich mich ganz bewusst auf ein Weitwinkel-Zoom mit 10-24mm am APS-C-Sensor meiner Fujifilm X-T3, was einem Brennweitenbereich von 15-36mm am Vollformat entspricht.
Die Außenarchitektur bot nicht wirklich viel, so dass ich mich draußen lediglich auf wenige Ecken beschränkt habe. Bei diesen habe ich aber stets versucht, mich auf geometrische Formen zu konzentrieren und Schattenwürfe mit einzubauen.
Dann wollte ich noch zu diesen geometrischen Figuren noch die Sonne als Element mit einbringen:
Da bei einem Ultraweitwinkelobjektiv die entfernten Objekte ohnehin sehr klein wiedergegeben werden – und daher die Sonne immer nur als kleine Punktlichtquelle am Himmel zu sehen ist – war es nicht wirklich schwer, sie im Bild zu integrieren, besonders natürlich, wenn man sie noch leicht hinter etwas versteckt konnte… Nach einigen Versuchen beschloss ich, mich den Innenräumen zu widmen. Als erstes Bild entstand gleich praktisch die Brücke zwischen Linien/geometrischen Strukturen mit der Sonne im Bild im Innenraum! Ich fand diesen Flur, der nach Süden verglast war, was zu langen Schatten und enormer Tiefe führte:
Da aber letztendlich nur dieser Blick mir erlaubte, die Sonne einzubinden, beschränkte ich mich bei den folgenden Aufnahmen auf Kontraste und die Linienführung im Bild.
Besonders das Treppenhaus hatte es mir besonders angetan. Zwei Wendeltreppen, die gegenläufig sich das runde Treppenhaus hochschlängelten. Hogwarts ist zwar schöner, aber hier war es mindestens genauso schwer, das richtige Stockwerk zu treffen…
Neben den geometrischen Strukturen fiel mir Innern der Universität die doch recht bunte Farbgebung auf, die ich mir als nächstes Ziel setzte. Dabei wollte ich möglichst einfache Kompositionen mit sehr einfachen/eindeutigen Farbgebungen einfangen – entweder in Form von Monochromien oder mit wenigen, dafür sehr stark kontrastierenden Farben.
Letztendlich ist es wirklich eine unglaublich gute Idee, sich selbst immer wieder solche Kreativ-Aufgaben zu setzen! Die Fokussierung auf ein bestimmtes Motiv / Genre / Stilelement schärft den Blick, führt dazu, dass man seine üblichen fotografischen Herangehensweisen überdenkt und so den manchmal einsetzenden kreativen Frust keinen Platz einräumt! 🙂
- Martin –