Eigentlich hätte ich im Herbst 2020 eine weitere Fotoreise für World Geographic Excursions durch Schottland führen sollen, aber Corona hatte mir leider (erneut) einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da ich mir die Zeit aber für die Reise ohnehin freigehalten hatte, nutzten wir die Zeit und fuhren auf einen Scouting Trip nach Italien, um eine schon lang bestehende Vulkan-Tour zu einer Foto-Tour umzuarbeiten. So haben wir zwar kein Geld verdient, aber immerhin für 2021 vorgearbeitet… 😉
Zusammen mit zwei weiteren Fotografen machte ich mich also auf den Weg nach Neapel, von wo aus wir am nächsten Tag die Nachtfähre in Richtung der Liparischen Inseln nehmen sollten. Die Zeit bis dahin verbrachten wir noch mit ein paar Locations, die vulkanologisch recht wichtig für die Region Neapel sind: dem Flächenvulkan der phlegräischen Felder westlich von Neapel sowie den Ruinen von Pompei.
Unsere Unterkunft war in Pozzuoli, quasi im Herzen der phlegräischen Felder. Dort findet man den Macellum, den Serapis-Tempel, an dem man sehr bildhaft die geologische Bewegung der Region ablesen kann: An den Säulen des Tempels findet man nämlich in großer Höhe Bohrmuscheln, die sich nur im Tidenbereich ansiedeln. Heute weiß man, dass sich der Tempel in den letzten 2000 Jahren um mindestens 12m absenkte, sich wieder um 12m hob, wieder um 8m absank und seit dem wieder stark steigt; die heutige Höhe beträgt ca. 3,5m ü.N.
Die weitere Zeit bis zur Fährabfahrt verbrachten wir in Pompei. Vor einigen Jahren habe ich Herkunaleum bzw. Ercolaneo besucht, den nicht so bekannten Bruder von Pompei und war besonders vom Luxus überwältigt, der dort geherrscht haben muss. In Pompei hingegen war es in erster Linie die schiere Größe der bisher freigelegten Anlagen! Wenn man sich überlegt, dass das nur ein Teil des eigentlichen Stadtgebiets ist, das der Ausbruch des Vesuv 79 n.Chr. meterdick zugeschüttet hatte, überlegt man sich schon, warum die Region Neapel heute so stark besiedelt ist… Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, der die Region Kampanien besucht, mindestens eine der beiden Städte zu besichtigen!
Die Fährüberfahrt schließlich verlief sehr ruhig. Ich war nur sehr früh bereits wieder an Deck, da ich hoffte, schon vom Schiff aus vielleicht eine Eruption des Stromboli zu sehen – was leider nicht eintraf… So vertrieb ich mir die Zeit mit dem ein oder anderen Cappucino und einem Cornetto crema an Deck und wartete auf den Sonnenaufgang – und auf was für einen!
Der Blick zurück zeigte aber schon den rauchenden Stromboli – nur fuhr die Fähre am Ostufer der Insel vorbei, so dass in der Dämmerdung zuvor leider keine Eruptionen sichtbar waren. Aber das sollte im Verlauf der Woche ja noch kommen!
Als wir uns schließlich Lipari, der Hauptinsel und Namensgeberin der Inselgruppe näherten, präsentierte sich die Insel in wundervoll flachem, goldenen Morgenlicht!
Unser erstes Ziel auf den Inseln war aber das südlich der Hauptinsel gelegene Vulcano. Diese Insel gab nicht der Inselgruppe sondern vielmehr der gesamten geologischen Erscheinung des Vulkanismus ihren Namen! Vulcanus, der römische Gott des Feuers und der Schmiedekunst, sollte seine Werkstatt unter der Insel haben. Sein griechisches Pendant ist Hephaistos. Vulcano besteht – typisch für die Vulkaninseln des Inselbogens – aus diversen Vulkangenerationen. Der heute aktive Vulkan im Norden der Insel bildet mit seinen zwei Kratern und den bunten Fumerolen vor einem grandiosem Inselpanorama das eigentliche fotografische Highlight.
Eine winzige Insel, die aber wirklich viele spektakuläre Fotomotive bietet: Sandstrände, Steilküste, Sea Stacks, Schlammbäder, heiße Fumerolen, bunte Schwefelablagerungen, aktive und inaktive Vulkane und mit Abstand den besten Blick über die gesamte Inselkette der Liparischen Inseln!
Nach ein paar tollen Tagen am Vulkan, nahmen wir nachmittags die Fähre zu unserem nächsten Ziel: Stromboli! Stromboli bricht seit mindestens 2000 Jahren regelmäßig aus, was ihm auch seit der Antike seinen Spitznamen “Leuchtfeuer des Thyrrenischen Meeres” verliehen hat. Die Fährfahrt führte uns zurück zur Hauptinsel Lipari, weiter nach Salina und Panarea und schließlich nach Stromboli.
Stromboli selbst ist letztendlich ein einziger Kegel, an dessen Hängen 2-3 kleine Siedlungen liegen. Man kann nur ein enorm kurzes Stück hinter dem Fähranleger mit dem Auto zurücklegen, der Rest der Insel kann nur zu Fuß, mit Apes oder maximal mit den Taxis (ähnlich Golf Caddies) erkundet werden. Die Dörfchen mit ihren schwarzen Stränden sind sehr malerisch, auch wenn in der Bausubstanz oft die vulkanische Tätigkeit ihre Spuren hinterlassen hat.
Tagsüber sieht man die Eruptionen nur als Rauchwolke, wenn die Helligkeit jedoch nachlässt, kann man die glühenden Auswürfe erkennen. Somit ist die blaue Stunde der perfekte Zeitpunkt, da man dann noch genug Helligkeit in der Landschaft hat, ein tiefes Blau am Himmel und den orange glühenden Auswurf schön kontrastierend fotografieren kann. Also machten wir uns nachmittags auf den Weg und wanderten zu einem erhöhten Viewpoint im Norden der Insel, von wo aus man gut die Sciara del Fuoco, die Feuerrutsche sowie einen Teil der Kraterrasse gut im Blick hat. Derzeit gibt es fünf aktive Bocchen (singular Boccha = der Mund), jedoch nur zwei sind von unten gut sichtbar. Wir waren gut in der Zeit und erreichten unseren Viewpoint noch einiges vor Sonnenuntergang, so dass wir gut aufbauen und vorbereiten konnten.
Nach Sonnenuntergang wird es dann jedoch erst richtig spektakulär, wenn der Ausbruch Farbe annimmt:
An meinem letzten Tag auf der Insel fuhren wir mit dem Boot hinaus zum Strombolicchio, einem der Insel ca. 2km vorgelagerten Felsen. Dieser ist der erkaltete Schlot eines alten Vulkans, der einst so hoch war, wie Stromboli selbst, das weichere Obergestein im Laufe der Jahrmillionen aber komplett erodierte. Weiter ging die Fahrt entlang der Feuerrutsche und der Nordküste bis nach Ginostra, einem der kleinsten Naturhäfen der Welt! Hier kann man überall sogenannte “Gold-Lapilli” finden, die vom größeren 2014er-Ausbruch stammen – ich habe noch nie 6 Jahre altes Gestein mit nach Hause genommen… 🙂
Nach zwei schönen Tagen auf Stromboli ging es für mich mit der Fähre wieder zurück nach Neapel, wo ich noch einen Tag bis zu meinem Rückflug in der Stadt verbrachte. Wegen Corona habe ich mich eher in den nicht so dicht gedrängten Bereichen aufgehalten und wenn es zu voll wurde, habe ich mich abseits geschlagen. Rechtzeitig zu meiner Abreise schlug das Wetter dann um – was mir den Abschied erleichterte…
Viele Grüße und bleibt gesund
Martin
Comments
freuen uns drauf !
Ich mich auch! Wäre cool, wenn es mit euch beiden klappen würde!